Sonntag, 11. Oktober 2009

Mein verrückter Geburtstag in Belgien!

Als ich morgens anfing zu arbeiten, hatten zuerst alle meinen 20. Geburtstag vergessen. Sieben Stunden später bekam ich ein Fünf-Gänge-Menü (!!!) serviert! Es war mein verrücktester Geburtstag seit langem. Ein Protokoll.

Nein, "Moules-frites" (Muscheln mit Pommes), das Nationalgericht Belgiens, gab's beim 5-Gänge-Menü nicht. Stattdessen? Lest weiter unten!
6.45 Uhr: Ziemlich verschlafen, starte ich vergangenen Donnerstag in meinen Arbeitstag, der gleichzeitig auch mein Geburtstag ist. Dass ich noch so müde bin liegt vor allem daran, dass ich nicht wie sonst schon um 6 Uhr aufgestanden bin um vor meiner Frühschicht noch zu duschen. Zur "Feier des Tages" habe ich mir gegönnt, erst um halb sieben aufzustehen. Zwar habe ich noch schnell meine Zähne geputzt - ansonsten sehe ich aber noch ziemlich zerknittert aus: Meine Haare sind verwuschelt, ich bin unrasiert und habe nochmal die Klamotten vom Vortag angezogen! Duschen, so habe ich es mir zumindest vorgenommen, werde ich nach meiner Frühschicht um neun Uhr.

7.00 Uhr: Die ersten Kinder kommen an den Frühstückstisch. Den habe ich wie beinahe jeden morgen gedeckt. Außerdem habe ich das saubere Geschirr aus der Spülmaschine ausgeräumt, und dreckiges eingeräumt (ja, auch das muss man als FSJ'ler ab und zu machen). Wir; die Kinder, der junge Erzieher (der über Nacht gearbeitet hat) und ich sagen uns ganz normal Guten Morgen. In Belgien heißt dass, erst einmal jedem ein Küsschen (Bisous) auf die Backe zu geben. An meinen Geburtstag denkt bis jetzt keiner. Darüber bin ich aber auch nicht sonderlich traurig oder verwundert, an die große Glocke gehängt hab' ich mein Geburtstagsdatum im Vorfeld nämlich nicht. Und ich vergesse ja auch gerne mal den ein oder anderen Geburtstag...

7.15 Uhr: "Sag' mal, hast du heut' nicht Geburtstag?", fragt mich einer der Jungen. Jetzt bin ich echt baff! Da hat der kleine Achtjährige, mit dem ich immer Basketball spiele doch tatsächlich daran gedacht, dass heute mein Geburtstag ist - dass habe ich ihm vielleicht vor zwei Wochen erzählt. Über diese Frage bin ich mindestens so erstaunt wie die Anderen, die gerade gemeinsam mit mir am Tisch sitzen und frühstücken. Aber über die anschließen umso herzlicheren Gratulationen von den Kindern und dem Erzieher freue ich mich um so mehr.

7.30 Uhr: Gerade, war ich kurz in meinem Zimmer um die ersten Geburtstags-SMS zu lesen. Als ich zurückkomme, serviert mir ein neunjähriges Mädchen stolz einen Teller mit geschnippelten Bananenscheiben und einer brennenden Kerze. Alle singen dazu "Joeux Anniversaire". Ich muss grinsen. Dem Mädchen habe ich vor kurzem erzählt, dass ich gerne Bananen esse.

9.00 Uhr: Meine Frühschicht ist zu Ende. Wie immer habe ich zusammen mit dem anwesenden Erzieher die Kinder für die Schule vorbereitet, zur Bushaltestelle gebracht und noch ein bisschen mit ihnen gespielt. Jetzt sitze ich in meinem Zimmer und öffne Geburtstagspost, die ich aus Deutschland bekommen habe. Ich bin gerade dabei meinen Kulturbeutel, Handtuch und frische Klamotten vorzubereiten um Duschen zu gehen, als es an der Tür klopft.

9.10 Uhr: - "Wo bleibst du denn?". Ich bin ziemlich erstaunt. Vor meiner Zimmertür steht nämlich ein Erzieher der heute Morgen gar keinen Dienst hat und grinst mich an. - "Wie, wo ich bleibe", frage ich und verstehe nur Bahnhof. - "Na, heute ist doch unsere Jahreshauptversammlung!" - Mist. Daran hab' ich gar nicht gedacht. Beziehungsweise, ich wusste gar nicht, dass die Versammlung heute ist. Wahrscheinlich wurde es mir gesagt und ich habe es nicht verstanden oder einfach nicht mit dem Datum heute verbunden. - "Wann ist die denn?", frage ich den Erzieher. - "Wir fahren jetzt los. Beeil dich". - Verdammt, duschen und frisch machen kann ich jetzt vergessen! Schnell sprühe ich mir etwas Deo unter die Achseln, schnappe mir einen Flies-Pulli und steck' mir ein Kaugummi in den Mund.

10.30 Uhr: Ich kann's nicht fassen. Gemeinsam mit drei anderen Erziehern, bin ich gerade in einen Landgasthof in der Nähe von Brüssel gefahren. Auf der Fahrt habe ich erfahren, dass ausgerechnet heute, an meinem Geburtstag, die einmal jährlich stattfindente Hauptversammlung, mit allen Mitarbeitern des Kinderheims von der Putzfrau bis zum Direktor ist. Über 25 Leute sind insgesamt gekommen, die meisten sind richtig chic angezogen. Mir ist es ganz schön peinlich, dass ich von dem Treffen nichts wusste. Zum Glück habe ich wenigstens heute morgen die Zähne geputzt. Denn die anderen Mitarbeiter gratulieren mir, natürlich, mit Küsschen.

12.30 Uhr: Die Gesprächsrunde ist zu Ende. Knapp zwei Stunden saßen alle Mitarbeiter des Kinderheims an einem Tisch und haben über die wichtigsten Themen des Jahres diskutiert. Zwischendurch gab's Kaffee, Tee und Kekse. Jetzt wird ein Aperitif gereicht und kleine Häppchen. Der Hammer! Wir gehen nach draußen. Die Stimmung ist gut. Die Sonne scheint. Es ist warm. Alle stoßen mit Sekt auf mich an. Ich bin happy!

13.30 Uhr: Wir gehen in den Landgasthof hinein. Dort ist schon ein großer Tisch für alle gedeckt. Zum Essen gibt's als Vorspeise eine leckere Suppe. Danach als Hauptgang Reis, Fleisch und Gemüse. Mit meinen Tischnachbarn kann ich mich gut unterhalten, das ist schon ein kleiner Erfolg für mich, schließlich wird natürlich Französisch gesprochen. Auch wenn mein Geburtstag natürlich weder Anlass für die Jahresversammlung noch für das anschließende Essen ist - für mich persönlich ist es doch ein bisschen so wie eine kleine Feier.

14.15 Uhr: Was jetzt kommt, haut mich echt vom Hocker! Die Tür geht auf. Eine Bedienung des Restaurants kommt mit einer Kuchenplatte in den Raum auf der eine brennende Kerze steckt und stellt diese vor mich auf den Tisch. Alle am Tisch fangen an ein französisches Geburtstagslied zu singen. Ich spüre, wie ich rot im Gesicht werde. Nein, ganz ehrlich, ich habe für meinen Geburtstag mit allem gerechnet, aber nicht, dass ich den Mittag so verbringen werde. Ganz schön gerührt verteile ich Kuchenstücke an meine Tischnachbarn.

15.30 Uhr: Gemeinsam mit ein paar Kollegen komme ich wieder im Kinderheim an. So richtig glauben kann ich noch nicht was ich heute erlebt habe. Heute Abend werde ich wieder ganz normal bis 21:30 Uhr arbeiten. Aber schon jetzt steht für mich fest, dass ich heute wohl den verrücktesten aber auch einen meiner coolsten Geburtstage gefeiert habe!

PS: Duschen bin ich an diesem Tag natürlich auch noch gegangen! ;-)

1 Kommentar:

  1. uiui, da wird man ja richtig neidisch :P
    aber das mit dem kuchen kenn ich irgendwoher. bei mir wars blos so, dass der da stand, als ich von meiner aufsicht kam ^^

    AntwortenLöschen