Donnerstag, 3. September 2009

Der erste Eindruck - kann auch der falsche sein

Klare Sache: Wenn mir jemand noch vor einem dreiviertel Jahr gesagt hätte, dass ich irgendwann freiwillig Französisch-Vokabeln lernen würde – ich hätte ihn wohl für verrückt erklärt. Je näher die Abi-Prüfungen heranrückten, desto mehr habe ich meinen Französisch-Unterricht gehasst. Und heute? Heute sitze ich auf dem Bett und lerne Wörter wie courbeille à linge (Wäschekorb), rideau (Vorhang) und grenouille (Schulranzen).

Für alle die es noch nicht mitbekommen haben: Seit knapp einer Woche verweile ich nun in Belgien. Hier werde ich bis Mitte August 2010 ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kinderheim in der Nähe von Brüssel absolvieren.


Die ersten Tage:

Nach einem knapp sechsmonatigen Vorbereitungsmarathon mit Seminaren in Weimar, Goslar und Trier ging es für mich am Freitag, 28. August, endlich nach Belgien. Der Abschied ist mir letztendlich schwerer gefallen als ich gedacht hätte. Vor allem von meinen Eltern, Geschwistern und Ines die mich alle zusammen mit dem Auto nach Belgien gebracht haben. Was dort auf mich wartete? Natürlich erst einmal ein Vorbereitungsseminar in einem kleinen Ort zwischen Charleroi (der angeblich hässlichsten Stadt Belgiens) und Mons.

Dort wurden wir schließlich derart auf Trab gehalten, dass irgendwelche Gefühle wie Heimweh gar nicht erst aufkommen konnten. Insgesamt werden zehn deutsche und fünf Ungarn ein FSJ in Belgien machen. Eine echt coole Truppe – von der ich in den kommenden Wochen und Monaten sicher noch mehr in diesem Blog berichten werde.


Die zitternden Knie:

Vergangenen Montag hatte ich ein Gefühl im Bauch, das in etwa dem Bauchgefühl vor meiner Führerscheinprüfung oder Solo-Vorspielen auf der Trompete zu Jugendorchesterzeiten ähnelte.

Kurz gesagt: Ich war aufgeregt wie Sau! Die Knie zitterten, ich hatte schwitzige Hände. Um 14 Uhr sollte ich von einem Verantwortlichen meiner Einsatzstelle abgeholt werden. Eine Viertelstunde später war immer noch niemand da. Na toll! Meiner Nervosität tat dies erst recht keinen Abklang. Und dann kam tatsächlich jemand: Robert. Erzieher an meiner Einsatzstelle, etwa 50 Jahre alt und ein eher schweigsamer Typ. Dementsprechend stumm verlief dann auch die knapp einstündige Fahrt nach Ottignies. Dort befindet sich das Kinderheim, das so aussieht wie alle anderen Häuser hier. Ein rötliches Backsteingebäude, mit großem Garten und einem kleinen Teich. Als ich ausstieg, kam gleich ein kleines Mädchen angerannt. Ob es mir das Haus zeigen wolle, fragte Robert. „Non!“ war die knappe Antwort. Wenn so alle Kinder drauf sind, na dann „Bonne Nuit“ dachte ich mir. Mein erster Eindruck war gelinde ausgedrückt ziemlich schlecht.

Keine fünf Minuten später sollte ich eines besseren belehrt werden!!!


Der Stimmungswandel:

Als zweites Teammitglied hab‘ ich die Psychologin des Kinderheimes kennengelernt. Und die machte nicht nur am Montag einen total freundlichen Eindruck, sie ist es auch. In einem Reiseführer über Belgien habe ich gelesen, dass Belgier anfangs eher zurückhaltend sind: Es stimmt! Aber nach knapp einer Stunde war das Eis gebrochen. Die Kinder, anfangs eher reserviert, hingen an mir, wollten mir ihre Zimmer zeigen, ihre Lieblingsbücher und mit mir Fußballspielen. Das junge Team (der Altersdurchschnitt liegt vielleicht bei 30 Jahren) ist mir gegenüber total offen. Nur die Sprache bereitet teilweise noch Probleme. Nach zwei, drei Tagen war ich zwar so weit, dass ich fast alles oder zumindest den Zusammenhang von Gesprächen verstehe, nur fehlen mir oft noch Vokabeln, ich spreche die Wörter falsch aus oder mach extreme Grammatikfehler. Aber das wird hoffentlich bald besser werden.


Apropos: Nicht nur darüber halte ich euch hier auf “Pommes-Praline“ natürlich weiterhin auf dem Laufenden. Jetzt habt ihr schon mal einen groben Überblick über meinen Aufenthalt in Belgien bekommen.Was ich genau arbeite, wie die Belgier leben und wie die Pommes schmecken erfahrt ihr in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten. Fotos werde ich auch bald zeigen. Also regelmäßig reinschauen! ;)

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